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Thursday, January 10, 2008

Google-Gott 3: Gated Communities

Ein aktuelles Buch über Gated Communities, reich bebildert und ansprechend geschrieben, das uneingeschränkt Jedem (sofern dem Französischen mächtig) zu empfehlen ist, handelt von den freiwilligen Gefangenen des Amerikanischen Traums:

Degoutin S. (2006), Prisonniers volontaires du rêve américain, Éditions de la Villette, Paris, 400 Seiten.

Neben unzähligen anderen Fallbeispielen, geht Stéphane Degoutin auf folgende in Los Angeles gelegene Gated Communities ein, die hier mit freundlicher Unterstützung von Google Earth einmal kurz vorgestellt werden sollen, um einige Beispiele von städtischen, geschlossenen Siedlungen zu geben:

"Manhattan Village", Los Angeles:



Bestimmt für wohlhabende Kunden, besticht die Gated Community "Manhattan Village" vor allem durch ihre Nähe zum internationalen Flughafen. Die ca. 1500 Bewohner zählende Siedlung, bietet sich so besonders für Vielreisende an, wie zum Beispiel Basket-Ball-Stars. Viele von ihnen halten sich häufiger in Downtown Manhattan, in 4000km Entfernung auf, als in Downtown Los Angeles, das nur 20km entfernte, aber degradierte Stadtzentrum. Quellen: oberes Bild: Google Earth; unteres Bild: nogoland.com; Text: Degoutin (2006): S. 37.

Luxus-Condominium "Marina del Rey", Los Angeles:


Eine Gated Community in eher vertikaler Ausbreitung stellt das Condominium dar. Die riesigen Wohntürme wurden in dem Maße rentabler, je mehr der bebaubare Raum abnahm. "Marina del Rey" bietet neben dem Jachthafen - wie auch "Manhattan Village" - die Nähe zum internationalen Flughafen. Auch sonst ist alles, was das Luxus-Herz begehrt, geboten: privater Park, Portal mit uniformierten Wächtern und ein beeindruckendes Repertoire an sportlichen Aktivitäten - dies alles mit "24/7/365" (Service: 24h am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr). Quellen: Bild: Google Earth; Text: Degoutin (2006): S. 85.

Residenz "Medici", Downtown Los Angeles:


Die Residenz "Medici" legt alles daran, ihren Bewohnern jegliche Berührung mit dem öffentlichen Raum zu ersparen, liegt sie doch in einem potentiell gefährlichen Viertel. Allein die Bauweise erinnert stark an eine Festung. Die Ausfahrt aus der Garage mündet fast direkt in den Highway (im Luftbild unten rechts). Die zwei Häuserblöcke sind durch Skyways verbunden, die eine sichere Passage zwischen beiden ermöglichen. Ein weiterer Steg führt zu Tennisplätzen (im Luftbild unten links), die, wie auch die gesamte Wohnanlage, an eine Oase in einer Wüste aus Häusern und Straßen erinnern (sollen). Quellen: oberes Bild: Google Earth; untere Bilder: apartments.com; Text: Degoutin (2006): S. 36.

Die hier aufgeführten Gated Communities können als einige der räumlichen Manifestationen der fragmentierten Stadt gesehen werden. Diskrepanzen, Unsicherheit, Segregation nach "Rasse" oder sozialem Status, Hegemonie des Marketings und Privatisierung des öffentlichen Raumes, sind nur einige diesbezügliche Themen, an denen Degoutin (nochmals die Kaufempfehlung!) das Aufblühen der Gated Communities in den USA darstellt. In der unsicheren Umgebung der Megalopolen, der globalen und globalisierten Städte, suchen Menschen in kleinen, homogenen Gemeinschaften ihr Heil und werden so, wohlbehütet hinter Mauern und Zäunen, zu freiwilligen Gefangenen des Amerikanischen Traums ("Prisonniers volontaires du rêve américain").

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