MARI

Friday, January 18, 2008









„Der reiche Norden“ – Remittances als Armutsbekämpfungsstrategie in der „Dritten Welt“ (Teil 1)


von Simon Argus


Inhalt


1 Einführung, Fragestellung, Begründung und Struktur der Hausarbeit

2 Definition und Funktionsweise von Remittances

3 Qualitative Effekte durch Remittances
3.1 Die Empfänger und Empfangsdauer von Remittances
3.2 Die Verwendung von Remittances auf der Mikro-Ebene und die Effekte auf die menschliche Entwicklung.
3.3 Auswirkungen auf die Makro-Ebene
3.4 Soziale Probleme durch Remittances
3.5 Verringern Remittances die Armut?

4 Fallbeispiel Indien – Region Kerala

5 Fazit

6 Bibliographie


1 Einführung, Fragestellung, Begründung und Struktur der Hausarbeit

Diese Hausarbeit wird sich mit den Auswirkungen von finanziellen und sonstigen Transfers von Migranten aus deren Gastländern zurück in ihre Herkunftsländer beschäftigen.
Diese Transfers werden im Allgemeinen mit dem englischen Begriff „Remittances“ beschrieben, im Deutschen „Rücküberweisungen“ genannt. Vereinzelt ist auch der Begriff „Rimessen“ in Gebrauch.

Die Fragestellung der Hausarbeit orientiert sich am Thema des Seminars „geographische Armutsforschung“ und lautet: Sind „Remittances“ ein geeignetes Mittel zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern?

Die Fragestellung erschließt sich schon allein aus dem sehr großen Ausmaß, das die Zahlung von Remittances gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten angenommen hat. Migranten unterstützen auf dem privaten Weg ihre Familien durch Auslandsüberweisungen über offizielle und inoffizielle Kanäle. Was sind ihre Anreize dazu, wie hoffen die betroffenen Gruppen dadurch ihren Lebensstandard zu erhöhen? Und welche weiterreichenden Folgen haben diese Zahlungen auf den Wohlstand in ihrem Lande?

Meine Hausarbeit wird sich mit den verschiedenen Faktoren beschäftigen, die bestimmen wie Remittances zu Vorteilen aber auch Problemen für die betroffenen Gruppen führen. Dabei spielen direkte und indirekte Faktoren, wie die Akkumulation von Kapital und die Schaffung von Arbeitsplätzen eine Rolle.
Das Ziel der Hausarbeit ist eine dezidierte Beschreibung der verschiedenen Faktoren, die für die Auswirkungen von Remittances auf die Armutsbekämpfung eine Rolle spielen, sodass im Endeffekt eine Aussage darüber getroffen werden kann, ob es sich hierbei um ein wirksames Mittel zur Armutsbekämpfung handelt.

Zunächst werde ich den Begriff „Remittances“ oder „Remissen“ näher beschreiben und definieren. Anschließend werde ich auf die qualitativen Effekte durch Remittances eingehen – also welche Mechanismen durch sie ausgelöst werden. Schließlich werde ich versuchen anhand eines Fallbeispiels diese Mechanismen und Auswirkungen zu belegen.


2 Definition und Funktionsweise von Remittances

Der Begriff „Remittances“, „Rücküberweisungen“ oder „Remissen“ umschließt Geldüberweisungen aus dem Ausland, Güter, die von Migranten in ihre Heimat geschickt werden und Güter sowie Geldmengen, die Migranten bei ihrer Rückkehr aus dem Ausland mitbringen. (OECD: 2006)

Hierbei ist zu beachten, dass regelmäßige Geldüberweisungen den größeren Teil der Remittances ausmachen, „mitgebrachte“ Remittances spielen aber auch eine gewisse Rolle, speziell in Hinsicht auf die so genannte Pendel-Migration, bei der Migranten nur saisonal ins Ausland reisen, dies aber über mehrere Jahre hinweg immer wieder.

Die Transferierung der Remittances kann auf verschiedene Weisen geschehen, es werden zunächst offizielle von inoffiziellen Kanälen unterschieden: Die offiziellen Kanäle beinhalten Geldinstitute wie „Western Union“ oder „Money-Gram“ aber auch andere ähnliche Einrichtungen. Informelle Transfer-Kanäle sind die Netzwerke des „hawala“-Systems im mittleren Orient oder des „hundi“-Systems in Indien. Diese informellen Kanäle sind in der Regel weniger teuer und eher in der Lage die Zahlungen schnell auch in eher isolierte und ländliche Regionen zu übermitteln (KATSELI 2006: 48).

Es besteht heute keine Möglichkeit diese Zahlungsströme (und auch Güterströme) exakt zu quantifizieren. Lediglich die offiziellen Kanäle, also Überweisungen per Western-Union, Money-Gram oder ähnlichen Instituten werden erfasst. Aber bereits deren Umfang von 240 Milliarden Dollar im Jahr 2007 (im Vergleich: 170 Milliarden in 2002) lässt auf die bedeutende Dimension der Remittances schließen und gewisse Auswirkungen – auch auf die Armutssituation in den betroffenen Ländern – annehmen. (WORLDBANK 2007: 2)

In Abb.1 sehen wir, dass Remittances seit Mitte der 90er Jahre bereits die offizielle Entwicklungshilfe übersteigen:

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