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Wednesday, December 31, 2008

Weltbankbericht 2009: Density, Distance and Division

Drei geographische Dimensionen betrachtet der Weltentwicklungsbericht der Weltbank im Jahr 2009. Als Dichte, Entfernung und Fragmentierung könnten diese Dimensionen übersetzt werden und sind laut dem gerade erschienenen Bericht wesentliche Faktoren der wirtschaftlichen Entwicklung der Welt.

> World Development Report 2009

> Google-Maps Mash-Up mit direkten Links zu Weltbank-Projekten in der ganzen Welt

Beginnen wir bei der "Division": Sie ist der entscheidende Nachteil weniger entwickelter Nationen. Mindestens genauso schwerwiegend wie die geringere Mobilität der ärmeren Bevölkerungsschichten oder die physische Distanz abgelegener Regionen zu zentralen Orten, ist die politische Fragmentierung der Entwicklungsländer. Sie wird im Bericht als entwicklungshämmender Faktor identifiziert. So ist internationaler Handel innerhalb Afrikas durch umfangreiche tarifäre und nicht-tarifäre Regularien beim Grenzübertritt erheblich schwerer möglich als etwa innerhalb der europäischen Union. Die nebenstehende Graphik stellt die Schwierigkeiten des Grenzübertritts in der dicke der jeweiligen Grenzlinien dar.

"Distance": Ein weiteres Thema in der aktuellen Ausgabe des WDR (World Development Report) ist der anhaltende Strom der Massen in die Städte. Insbesondere auch die ärmeren Bevölkerungsschichten wollen somit näher an potenzielle Arbeitsstätten ziehen und verstärken einen Trend der seit dem Beginn der Industrialisierung gilt. In den USA, in denen jedes Jahr 8 Millionen Amerikaner ihren Wohnort zwischen zwei Bundesstaaten wechseln, hilft diese Mobilität, Veränderungen der Wirtschaft auszugleichen und den Wohlstand zu erhalten oder zu erhöhen. Größere Probleme ergeben sich aus der Mobilität der Unterschichten in Entwicklungsländern: Jeder dritte Land-Stadt-Migrant - insgesamt über eine Milliarde - schafft es nur bis in die Slums und Favelas der Großstädte. Bis 2050, so die Prognose, könnte sich diese Zahl wiederum verdoppeln.

"Density": Durch den Zuzug entstehen Metropolen bisher ungeahnter Größe. Ein Beispiel für diesen Trend bietet das chinesische Shanghai. Dort ist im Delta des Jangtse-Flusses in den letzten Jahren eines der am dichtesten besiedelten Industriegebiete der Welt entstanden. Dahinter steckt das Gesetz der sinkenden Stückkosten (economy of scale) nach dem die Erträge umso höher steigen, je mehr an Ort und Stelle produziert wird.

Doch das stimmt - wie die aktuelle Weltwirtschaftskrise zeigt - nur bei stetig steigender Nachfrage. In den produktivsten Städten Chinas kommt es inzwischen zu Massenentlassungen und zahlreichen Konkursen. Die Kehrseite der Globalisierung führt in China zu Unruhen und wütenden Demonstrationen.

Auch für die Mobilität des Menschen ist die zunehmende Konzentration auf Megastädte speziell in der Welt der "Emerging Markets" und der "Developing Countries" problematisch. Das Ende der Mobilität ist vorauszusehen. Neben steigenden Energiepreisen und dadurch steigenden Transportkosten, erschweren es vor allem übervölkerte Urbanisationen den derzeitigen Grad der Beweglichkeit aufrecht zu erhalten. Schon heute kommen die Einwohner von Städten wie Mumbai oder Sao Paulo pro Stunde im Durchschnitt höchstens 15 Kilometer weit.

Quellen: WDR 2009 (www.worldbank.org), Frankfurter allgemeine Sonntagszeitung vom 28.12.08, Seite 53

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